Donnerstag, 23. Februar 2012

Rebsorten mit Tradition (I): Scheu, trocken

Wein: Scheurebe trocken
Weingut: Weegmüller, Neustadt-Haardt
Jahrgang: 2010
Alkoholgehalt: 11,5 % Vol.
Preis: 8 Euro (im Weinhandel)
Internet: www.weegmueller.de

Geschrieben von Kellermeister

Meine letzte Begegnung mit der Scheurebe liegt bestimmt schon 15 Jahre zurück: Damals war es eine ziemlich liebliche Spätlese zu später Stunde aus einem Schoppenglas auf dem Dürkheimer Wurstmarkt. Seitdem habe ich die Scheurebe gemieden: Scheu vor der Scheu sozusagen, um dieses naheliegende Wortspiel zu nutzen. Die Erinnerung an diese Rebsorte war jedenfalls nicht so besonders.

Erst in den vergangenen Jahren, in denen ich mich näher mit Wein beschäftigt habe, ist mein Interesse an der Scheurebe wieder gewachsen. Vor knapp 100 Jahren im rheinhessischen Alzey ist sie aus einer Kreuzung von Riesling und Silvaner hervorgegangen. Heute weist die Pfalz hinter Rheinhessen die zweitgrößte Anbaufläche aller deutschen Weinregionen für die Scheurebe auf. Die Weine würde ich irgendwo zwischen Riesling, Sauvignon Blanc und – wegen des mitunter mächtigen Buketts – Muskateller einordnen.

Das Weingut Weegmüller aus Neustadt-Haardt ist mir mehr mehrfach empfohlen worden, als ich nach einer guten, trockenen Scheurebe fragte. Es steht übrigens ebenso in dem Ruf, exzellente edelsüße Weine hervorzubringen. Meine Eindrücke von der 2010er Scheurebe trocken des Weinguts: ein Bukett, das einem an eine Mischung aus Blumenwiese und einem Korb mit reifem Obst denken lässt, auf der Zunge zunächst saftige, reife Grapefruit und später Stachelbeere, die fast an einen Sauvignon Blanc erinnert. Dazu – wie bei vielen 2010er Weinen – spürbare Säure. Auch wenn es sehr spezielle Weine sind, die nicht zu jedem Essen und zu jeder Zeit passen: Bis zu meiner nächsten Begegnung mit der Scheurebe werden sicher keine 15 Jahre mehr vergehen.

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