[divider]
Chardonnay mit Charme
Wein: Chardonnay „2punkt0“
Weingut: Braun, Meckenheim
Jahrgang: 2013
Alkoholgehalt: 14 % Vol.
Preis: 12,50 Euro (ab Hof)
Internet:www.braun-wein-sekt.de
Von Alexander Sperk
Nein, Chardonnay zählt wirklich nicht zu meinen Lieblingsrebsorten. Auch wenn ich den Weintrinker-Spruch „AbC“ (Anything but Chardonnay) für ziemlich übertrieben halte: einen guten Chardonnay ausfindig zu machen, ist nicht ganz einfach. Meine Erfahrung bislang: Viele Weine sind eindimensional, langweilig und werden oft vom Holz erdrückt, in dem sie ausgebaut wurden. Natürlich gilt das nicht für alle.
Bei einem netten Abend im Garten von Daniel Aßmuth haben wir zum Beispiel kürzlich einen tollen Chardonnay aus dem französischen Jura getrunken (Domaine André et Mireille Tissot Les Bruyères Chardonnay, Jahrgang 2011). Kurz darauf war ich beim Meckenheimer Weingut Braun – und habe dort ebenfalls sehr guten Pfälzer Chardonnay entdeckt.
Eigentlich war ich wegen des Portugiesers „Anno 1951“ dort. Aufmerksam geworden war ich auf den besonderen Wein, von dem auf dem Pfälzer Weinblog bald ausführlicher die Rede sein wird, auf der ProWein in Düsseldorf. Aber natürlich fährt man selten wegen einem einzigen Wein zum Winzer, sondern probiert zumindest Teile der Kollektion. So war es auch bei meinem Besuch bei den Brauns in Meckenheim.
Der Ort, der zur Verbandsgemeinde Deidesheim gehört, hat eigentlich nicht den Ruf einer Weinbaugemeinde. Doch die Weine, die ich probiert habe, waren durch die Bank weg gut und wurden dem Motto des Weinguts gerecht, das sich auf die Fahnen geschrieben hat „volkstümliche Weine mit Anspruch zu machen“. Riesling soll nach Riesling schmecken. Und Chardonnay nach Chardonnay. Denn außer dem Riesling „2punkt0“ und dem oben erwähnten Portugieser fand ich – für mich völlig untypisch – die Chardonnays der Brauns herausragend. Schon der trockene Chardonnay vom Meckenheimer Neuberg für 7,50 Euro/Flasche macht sehr viel Spaß (im Glas war der 2014er). Noch eine Spur spannender fand ich den Chardonnay „2punkt0“. Den Begriff „2punkt0“ (nicht zu verwechseln mit einer Beta-Version, als die sich der Verfasser gerade nach einem langen Arbeitstag fühlt) haben sich die Brauns aus der Softwarewelt geborgt , er steht für Weine völlig neuer und anderer Machart. Der Wein ist im Barriquefass vergoren und war sechs Monate auf der Hefe. Für einen Chardonnay finde ich ihn überraschend komplex – und geradezu charmant: In der Nase Pfirsich, Orangenmarmelade und etwas Vanille, im Mund dann wieder Pfirsich, reife Früchte, ein bisschen Mango und eine angenehme Holznote. Dazu eine ordentlich Länge.
Ich werde künftig häufiger Chardonnay trinken, zumindest wenn er aus dem französischen Jura kommt – oder aus Meckenheim.
One comment:
Das stimmt! Bei den Brauns hat sich viel getan in den letzten Jahren!