Mittwoch, 7. Oktober 2015

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Hochzeitstag dahoam

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Wein: Spätburgunder „Arthos“

Weingut: Uli Metzger, Grünstadt-Asselheim

Jahrgang: 2012

Alkoholgehalt: 13,5 % Vol.

Preis: 39 Euro (im Weinhandel)

Internet: www.wein-metzger.de

Von Alexander Sperk
Eigentlich war alles ganz anders geplant: zum Hochzeitstag mal wieder ausgehen, die Kinder – natürlich betreut – zu Hause lassen. Doch ein Virus inklusive Krankschreibung machte uns einen Strich durch die Rechnung. Stattdessen: Hochzeitstag dahoam. Natürlich hatten wir dafür einen Plan B, der selber kochen statt kochen lassen vorsah – und einen außergewöhnlichen Wein.

Wie sich zeigen sollte vielleicht sogar den besten Spätburgunder, den ich seit langem getrunken habe: den Arthos vom Asselheimer Aufsteiger Uli Metzger.

Mit diesem Rotwein – einem seiner drei „Pinot“-Tauren – hat Metzger 2014 überraschend den deutschen Rotweinpreis in der Königsdisziplin Spätburgunder gewonnen. Selbstredend gehört der im  Barrique ausgebaute Pinot in der super originellen Klassifikation Uli Metzgers in den Spitzenbereich, beim Asselheimer Winzer heißt sie – in Anspielung auf den Namen Metzger – Filet. Der Vollständigkeit halber: Pastorenstück steht für das Mittel-, Flanke für das Basissegment. Eine tolle Idee des Winzers und der Dürkheimer Medienagenten!

Aber zurück zum Wein: Erstmals Bekanntschaft mit Arthos habe ich auf der ProWein 2015 gemacht, wo ich mit dem Mundschenk an einer tollen Spätburgunder-Verkostung mit dem Titel „German Pinot miracle“ (das deutsche Pinot-Wunder) teilgenommen habe. Den Arthos hatte ich damals neben einem Spätburgunder von Bernhard Huber (Baden) ganz vorne gesehen. Als ich den Pinot kürzlich auf der Suche nach edelsüßen Weinen aus den Geburtsjahrgängen meiner Töchter und meines Patenkinds beim Weinhändler im Regal stehen sah, habe ich zugegriffen.

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Aufsteiger aus Asselheim: Uli Metzger. Foto: Weingut Metzger

Eigentlich sollte der Wein noch ein wenig liegen, doch als wir jetzt den Hochzeitstag dahoam verbringen mussten, haben wir umdisponiert. Auch wenn er sicher noch zulegen wird – der Pinot ist schon jetzt eine Wucht: Im Glas ein kräftiges Dunkelrot, in der Nase viel Frucht (Kirsche, Himbeere), aber auch nasser Waldboden und etwas Holz. Im Mund dann wieder rote Beeren, ein bisschen dunkle Schokolade und exotische Gewürze. Der Wein ist sehr kraftvoll und gleichzeitig unheimlich präzise. Himbeere und Kirsche einerseits, Holz, Gewürze und spürbare Mineralität andererseits sind gut ausbalanciert und harmonieren. Uli Metzger hat es verstanden, die Kraft seines „Pinot“-Tauren perfekt zu bändigen. Das zeigt sich im Glas.
Am Rande: Beim Bezahlen des Weins lobte der Mitarbeiter des Weinfachgeschäfts meine Wahl. Es sei außergewöhnlich, dass jemand knapp 40 Euro für einen deutschen Rotwein in die Hand nehme, erzählte er. Die meisten seiner Kunden stünden auf dem Standpunkt, dass man für soviel Geld doch lieber gleich einen „echten“ Burgunder kaufen sollte. Natürlich kann jeder machen, was er will. Aber für den Preis im Burgund einen Wein zu finden, der eine ähnliche Qualität hat wie dieser Pinot aus Asselheim dürfte schwierig werden – da hat Uli Metzger die Messlatte ziemlich hoch gelegt.

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