Dienstag, 2. August 2016

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Über Wasser zur Schorle zum Riesling

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Die Weinberge des Weinguts Wick aus Zell liegen rund um das Örtchen im Zellertal.

Wein: Zeller Kreuzberg, Riesling trocken
Weingut: Wick, Zell
Jahrgang: 2014
Alkoholgehalt: 13,5 % Vol.
Preis: 10 Euro
Internet: www.weingut-wick.com

Von Alexander Sperk
Dass die Arbeitstage in der Redaktion bis in den Abend hinein reichen, ist nicht ungewöhnlich. So wie vergangene Woche. Als sich die Gänge schon merklich geleert hatten, steckte unser Sportchef den Kopf noch in mein Büro. Doch anders als sonst ging das Gespräch nicht über den 1. FC Kaiserslautern oder meinen Lieblingsclub Borussia Mönchengladbach – sondern um Schorle. Auf meinem Schreibtisch stand eine Flasche Hassia-Mineralwasser. Mein Kollege erzählte mir, dass Freunde aus dem Zellertal – wo er herstammt – der festen Überzeugung sind, dass man mit diesem Wasser die beste Schorle machen kann. Der Vollständigkeit halber sei erwähnt, dass es nicht wenige Dürkheimer gibt, die behaupten, mit Wasser der Marke “Berg Quelle” lasse sich die beste Schorle fabrizieren.

Ich muss zugeben, dass ich mir darüber bislang keine Gedanken gemacht habe. Schorle-Wasser sollte für mich wegen der Frische des Ganzen nur nicht zu wenig Kohlensäure enthalten. Jedenfalls erzählte mir der Sport-Kollege, dass er in einem Oggersheimer Getränkenmarkt vergeblich versucht hat, Hassia-Sprudel zu bekommen, um die Probe aufs Exempel zu machen. Daraufhin habe ich ihm nächsten Tag zwei Flaschen Hassia-Sprudel und einen meiner Lieblings-Schorle-Weine, den Liter-Riesling des Weinbaus der Bad Dürkheimer Lebenshilfe, auf den Tisch gestellt.

Das wiederum bekam ein junger Kollege aus der Südpfalz mit. Die Folge: ein Austausch über das beste Mischverhältnis von Wein und Wasser, wenn man eine gute Schorle will. Wobei er sich als Verfechter der klassischen Pfälzer Schorle herausstellte, die dem Wasser gerade zwei Finger breit Raum gewährt. Ich bin dagegen ein Freund der Variante zwei Drittel Wein, ein Drittel Wasser. Der junge Kollege erzählte mir daraufhin, dass auf den Schoppengläsern bei vielen Weinfesten in der Südpfalz eine Kirche abgebildet ist – und bis zur Spitze des Kirchturms müsse der Wein bei einer vernünftigen Schorle aufgefüllt werden, erst dann komme das Wasser. Also auch eher die starke Variante.

Als ich zwei Tage später ins Büro kam, stand auf meinem Platz eine Flasche Wein aus dem Zellertal. Ein Geschenk meines Sportkollegen, der sich über das Schorle-Set gefreut hatte. Das Zellertal liegt im Norden der Pfalz, am Fuße des Donnersbergs und hart an der Grenze zu Rheinhessen. Derzeit sind Weine aus dieser Region im Trend – Weingütern wie Schwedhelm, Boudier & Koeller, Bremer oder auch Janson-Bernhard sei dank. Doch dieser Riesling stammt von keinem der genannten, sondern vom Weingut Wick in Zell, das ich bislang nicht kannte.

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Seit 1986 bewirtschaften Jochen und Martina Wick ihre Weinberge ökologisch nach Ecovin-Richtlinien, das Design von Flaschen und Etiketten wirkt frisch und leicht. Der Riesling, der von alten Reben aus der Lage Zeller Kreuzberg stammt, ist kraftvoll, aber mit knapp 6 Gramm Rstzucker nicht unbedingt etwas für Puristen. Mir hat er trotzdem sehr gut gefallen, weil er deutlich anders ist als die Rieslinge, die ich von der Mittelhaardt kenne. In der Nase wirkt er leicht blumig, hinzu kommt etwas Salz. Im Mund dann wieder ein bisschen Blumenwiese, dann viel reife Früchte, die an Aprikose, Pfirsich und Melone erinnern. Schön – und für Schorle definitiv zu schade!

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